Seit Beginn dieses Jahres gilt in Belgien ein umfassendes Verbot für Glücksspiel-Sponsoring im Sport. Mit dieser Maßnahme verfolgt die belgische Regierung das Ziel, den Einfluss der Glücksspielbranche sowohl auf den Sport als auch auf die Gesellschaft deutlich zu verringern. Dieses Verbot ist eine Erweiterung des allgemeinen Glücksspielwerbeverbots, das bereits im Juli 2023 eingeführt wurde und sich vor allem auf klassische Werbemaßnahmen wie TV- und Onlinewerbung konzentrierte. Die neue Regelung nimmt nun insbesondere die Präsenz von Glücksspielunternehmen im sportlichen Umfeld ins Visier, wo diese bisher eine zentrale Rolle im Sponsoring vieler Vereine spielten.
Auswirkungen auf Sportvereine
Die neuen Bestimmungen verbieten es Glücksspiel- und Sportwettenanbietern, ihre Namen und Logos in Stadien, auf Vereinswebsites oder auf Merchandise-Artikeln der Sportclubs sichtbar zu machen. Auch digitale Anzeigen und Bandenwerbung in Stadien sind untersagt. Einzige Ausnahme bildet die Werbung auf Trikots der Spieler, die jedoch strengen Auflagen unterliegt: Die Logos dürfen nur eine begrenzte Größe haben und keine Werbeslogans enthalten. Diese Übergangsregelung wurde eingeführt, um den Vereinen Zeit zu geben, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen, da viele noch langfristige Sponsorenverträge mit Glücksspielanbietern haben.
Das Verbot stellt vor allem kleinere Sportvereine vor enorme Herausforderungen, da Glücksspiel-Sponsoring traditionell eine der wichtigsten Einnahmequellen im Profisport darstellt. Neben dem Verkauf von Übertragungsrechten und dem Ticketverkauf bildet Sponsoring die dritte wesentliche Säule der Finanzierungsstruktur von Vereinen. Für kleinere Clubs, die stark auf diese Mittel angewiesen sind, könnten die finanziellen Verluste dramatische Folgen haben. Viele dieser Vereine stehen bereits unter wirtschaftlichem Druck und könnten durch den Wegfall der Sponsorengelder in existenzielle Schwierigkeiten geraten.
Größere Vereine mit internationaler Reichweite sind hingegen besser aufgestellt, um die Einbußen zu kompensieren. Sie verfügen in der Regel über ein breiteres Spektrum an Sponsoren und alternative Einnahmequellen. Dennoch bleibt auch für sie die Suche nach neuen Partnern eine Herausforderung, da Glücksspielanbieter in der Vergangenheit oft als großzügige Sponsoren auftraten. Branchen wie Technologie, Automobil oder nachhaltige Energie könnten künftig verstärkt ins Visier der Clubs rücken, doch es ist fraglich, ob diese Sektoren bereit sind, das bisherige Finanzierungsniveau zu erreichen.
Gesellschaftliche Ziele des Verbots
Das Verbot von Glücksspiel-Sponsoring ist Teil eines umfassenderen Plans der belgischen Regierung, den Einfluss der Glücksspielbranche auf die Gesellschaft zu reduzieren. Hintergrund sind die mit Glücksspiel oft verbundenen sozialen Probleme wie Spielsucht und finanzielle Schwierigkeiten. Besonders gefährdete Personengruppen wie Jugendliche sollen durch die neuen Regelungen besser geschützt werden. Sport wird in diesem Zusammenhang als besonders anfällig für Glücksspielwerbung angesehen, da viele Fans – vor allem junge Männer – eine Zielgruppe darstellen, die für Sportwetten empfänglich ist.
Die enge Verbindung zwischen Sport und Glücksspiel in der Werbung hat in der Vergangenheit oft ein problematisches Bild vermittelt. Glücksspiel wurde dabei nicht nur als harmlos dargestellt, sondern geradezu als integraler Bestandteil des Sports. Das Verbot zielt darauf ab, diese Assoziation zu durchbrechen und die Normalisierung von Glücksspiel in der Gesellschaft einzudämmen. Verbraucherschutzorganisationen und Initiativen zur Bekämpfung von Spielsucht begrüßen diese Maßnahme ausdrücklich. Sie sehen darin einen wichtigen Schritt, um die Risiken des Glücksspiels deutlicher ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und gefährdete Gruppen besser zu schützen.
Internationale Vorbilder und wirtschaftliche Herausforderungen
Belgien ist nicht das erste Land, das Glücksspielwerbung im Sport stark reglementiert. In den vergangenen Jahren haben auch Länder wie Italien, Spanien und Großbritannien ähnliche Maßnahmen eingeführt. Die Erfahrungen aus diesen Ländern zeigen, dass die Anpassung an solche Regelungen oft mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen verbunden ist. Viele Vereine mussten kreative Wege finden, um die Einnahmeverluste auszugleichen, was nicht immer einfach war. Gleichzeitig haben diese Maßnahmen aber auch dazu beigetragen, den Einfluss der Glücksspielbranche auf die Gesellschaft langfristig zu verringern.
Die belgische Regelung sieht für Sportclubs eine Übergangsfrist bis Ende 2024 vor, um den Vereinen ausreichend Zeit zu geben, bestehende Verträge zu erfüllen und neue Einnahmequellen zu erschließen. Diese Übergangszeit wird entscheidend sein, damit Clubs ihre Sponsoringmodelle überdenken und nachhaltige Lösungen finden können. Die wirtschaftlichen Folgen werden jedoch vor allem bei kleineren Vereinen spürbar bleiben, die oft keine großen Sponsoring-Alternativen haben.
Fazit
Das Verbot von Glücksspiel-Sponsoring im Sport ist eine weitreichende Entscheidung der belgischen Regierung, die sowohl gesellschaftliche als auch wirtschaftliche Folgen hat. Einerseits trägt die Maßnahme dazu bei, die Verbreitung von Glücksspiel und die damit verbundenen sozialen Probleme einzudämmen. Andererseits setzt sie die Sportvereine unter Druck, neue Finanzierungsmodelle zu entwickeln, was insbesondere für kleinere Clubs eine große Herausforderung darstellt.
Ob das Verbot seine gesellschaftlichen Ziele vollständig erreichen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Belgien mit dieser Regelung einen mutigen Schritt unternommen hat, der als Vorbild für andere Länder dienen könnte. Für die Sportvereine wird es nun entscheidend sein, kreativ zu werden und langfristige Lösungen für ihre finanzielle Stabilität zu finden. Dies erfordert nicht nur Anpassungsfähigkeit, sondern auch ein Umdenken in der Art und Weise, wie Sport finanziert wird.