In Österreich floriert der Schwarzmarkt für Online-Glücksspiel. Aktuell können Spieler über 832 Webseiten auf Gewinne hoffen, obwohl lediglich ein einziger Anbieter, win2day der Casinos Austria, legal operiert. Eine erste Erhebung der heimischen Branche zeigt, wie gravierend das Problem ist: Der Umsatz der illegalen Anbieter wird für 2024 auf rund 500 Millionen Euro geschätzt. Allein vier große Plattformen – stake.com, lottohelden.com, lottoland.at und platincasino.com – sollen etwa 20 Prozent des gesamten Geschäftsvolumens ausmachen. Diese Zahlen verdeutlichen den massiven Einfluss des unregulierten Marktes auf die heimische Glücksspiellandschaft.
Marginale Aufforderungen des Betreibers
Die Gesetzeslage ist eindeutig: Mit Ausnahme von win2day verfügen alle anderen Anbieter über keine rechtliche Grundlage in Österreich. Dennoch bleiben ihre Plattformen für die österreichischen Nutzer zugänglich. Dabei generieren sie enorme Umsätze, zahlen jedoch keine Steuern. Das führt zu erheblichen Einnahmeverlusten für die Republik. Experten schätzen, dass dem Staat jährlich rund 200 Millionen Euro an Steuereinnahmen entgehen. Diese Schätzungen seien konservativ, da gerade problematische Glücksspieler – eine Zielgruppe des Schwarzmarktes – häufig größere Beträge setzen. Die gravierenden Folgen reichen von individuellen finanziellen Schäden bis hin zu gesamtwirtschaftlichen Einbußen, da Sozialkosten und Präventionsmaßnahmen steigen.
Ein weiteres Problem ergibt sich durch die rechtliche Unsicherheit. Während lizenzierte Anbieter wie Entain (bwin) Millionen an Abgaben zahlen, agieren viele Plattformen aus Steueroasen wie der Karibik oder Asien. Diese Diskrepanz führt nicht nur zu einem unfairen Wettbewerb, sondern gefährdet auch den Spielerschutz. Obwohl in den meisten europäischen Ländern bereits regulierte Märkte existieren, bleibt Österreich mit seinem Monopol-System ein Nachzügler. Eine Ausschreibung mehrerer Lizenzen könnte den Schwarzmarkt eindämmen, den Spielerschutz stärken und dem Staat wichtige Einnahmen sichern.
Staatliche Monopolpolitik: Hindernis für Reformen
Das österreichische Glücksspielgesetz schützt den Monopolisten win2day, der über die Casinos Austria mehrheitlich einem tschechischen Glücksspiel-Milliardär gehört. Während andere Länder wie Deutschland, Schweden und bald auch Finnland den Markt liberalisieren und regulieren, bleibt Österreich in einem veralteten System gefangen. Branchenvertreter argumentieren, dass eine Öffnung des Marktes mit strengen Auflagen sowohl den Staat als auch die Spieler besser schützen würde. Ein zentraler Aspekt wäre die Einführung einer gemeinsamen Sperrliste für spielsüchtige Menschen. Diese würde verhindern, dass gefährdete Spieler ihre Sucht auf mehreren Plattformen ausleben können.
Das aktuelle System führt zu widersprüchlichen Situationen: Einerseits versuchen Anwälte von Spielern, verlorene Einsätze von illegalen Anbietern zurückzufordern, andererseits können die Behörden diese Anbieter kaum effektiv kontrollieren. Rechtssicherheit würde nicht nur die Position der Spieler stärken, sondern auch den Anbietern klare Vorgaben liefern. Die Einführung eines Lizenzsystems mit strengen Spielerschutzmaßnahmen könnte somit eine Win-Win-Situation schaffen. Gleichzeitig ließen sich Einnahmeverluste durch die Steuerfreiheit illegaler Anbieter reduzieren.
Die Branche selbst zeigt sich offen für Regulierung. Unternehmen wie Entain, die freiwillig Millionen an Abgaben leisten, drängen auf eine Neuausrichtung des Marktes. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Aspekte, sondern auch um die Wettbewerbsfähigkeit und die Einhaltung europäischer Standards. Die aktuelle Politik gefährdet langfristig nicht nur die Einnahmen des Staates, sondern auch die Integrität der Glücksspielbranche. Es ist daher dringend notwendig, Reformen voranzutreiben, um die Herausforderungen des digitalen Glücksspielmarktes zu bewältigen.
Fazit: Reformbedarf für ein geregeltes Glücksspiel
Die Situation auf dem österreichischen Glücksspielmarkt zeigt die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Reform. Während illegale Anbieter enorme Umsätze generieren und keine Steuern zahlen, entgehen dem Staat jährlich Millionenbeträge. Gleichzeitig fehlt es an effektiven Maßnahmen zum Spielerschutz, wodurch gerade gefährdete Spieler besonders leiden. Eine Regulierung durch ein Lizenzsystem könnte den Schwarzmarkt eindämmen, Einnahmen für den Staat sichern und einen fairen Wettbewerb ermöglichen.
Die Einführung strenger Auflagen für Anbieter sowie die Etablierung zentraler Sperrlisten wären zentrale Schritte, um den Spielerschutz zu stärken. Österreich sollte sich an den erfolgreichen Modellen anderer europäischer Länder orientieren und seine Monopolpolitik überdenken. Nur so lässt sich langfristig ein geregelter, sicherer und fairer Glücksspielmarkt schaffen. Eine Modernisierung des Systems wäre nicht nur im Interesse der Branche, sondern auch der Spieler und des Staates.