Über Jahre hinweg sollen Betreiber von Spielhallen durch manipulierte Spielautomaten Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. Die Ermittler fanden heraus, dass durch gezielte Manipulationen die tatsächlichen Einnahmen der Spielautomaten verschleiert wurden, sodass nur ein Bruchteil der tatsächlichen Umsätze an die Steuerbehörden gemeldet wurde.
Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Schaden auf über 40 Millionen Euro. Am 9. Oktober beginnt vor dem Landgericht Bochum ein Prozess gegen vier Personen, die sich wegen bandenmäßiger Steuerhinterziehung und der Fälschung technischer Aufzeichnungen verantworten müssen.
Ein Betrug über viele Jahre hinweg
Dieser Fall zeigt, wie leicht es offenbar über Jahre hinweg war, durch technische Manipulationen Einnahmen aus dem Glücksspielbereich zu verschleiern. Betreiber von über 30 Spielhallen, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Berlin, sollen von dieser Methode profitiert haben. Die Ermittlungen legen offen, dass es kaum Sicherheitsvorkehrungen gab, um diese Machenschaften frühzeitig zu stoppen.
Entscheidende Hinweise von einem Ex-Investor
Ein zentraler Durchbruch in den Ermittlungen war die Aussage eines ehemaligen Geschäftspartners der Angeklagten. Der 48-jährige Chanan Goslan, der ursprünglich aus Israel stammt, war selbst in das Spielhallengeschäft involviert und investierte in das Netzwerk der Verdächtigen.
Seine Hinweise führten dazu, dass die Ermittler Zugriff auf entscheidende Beweise erhielten – darunter Dokumente, Akten sowie Film- und Tonaufnahmen, die die Betrugsmethoden der Angeklagten aufdeckten. Goslan selbst geriet in den Fokus der Behörden, als seine Beteiligung an einem anderen Betrugsfall aufflog: Er hatte über Jahre hinweg die Pflegekasse um Millionen betrogen, indem er für nicht pflegebedürftige Rentner Leistungen beantragte und die Gelder unter Komplizen aufteilte.
Für diesen Pflegebetrug wurde er 2016 zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Aus Rache und möglicherweise auch aus persönlicher Reue entschied er sich, bei den Ermittlungen gegen seine früheren Geschäftspartner im Glücksspielbereich mitzuwirken.
Manipulationen weiterhin leicht möglich
Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass die Manipulationen an Spielautomaten auch heute noch ohne größere Schwierigkeiten durchführbar zu sein scheinen. Trotz des Wissens um die gängigen Betrugsmaschen und der Einführung moderner Technologien zur Überwachung und Kontrolle gibt es nach wie vor gravierende Schwachstellen im System.
Diese Lücken machen es für kriminelle Akteure weiterhin möglich, die tatsächlichen Einnahmen zu verschleiern und damit erheblich weniger Steuern zu zahlen, als sie eigentlich müssten.
Mangelhafte Kontrolle und unzureichende Sicherheitsvorkehrungen
Technische Fortschritte wie manipulationssichere Software oder intelligent vernetzte Kontrollsysteme wurden zwar in den letzten Jahren vermehrt eingeführt, doch die Täter scheinen immer wieder neue Wege zu finden, um diese Maßnahmen zu umgehen.
In vielen Fällen sind die Sicherheitsvorkehrungen, die Spielhallenbetreiber ergreifen, entweder veraltet oder unzureichend implementiert, sodass es den Betrügern gelingt, die Systeme zu manipulieren, ohne dass dies sofort auffällt. Zudem ist die staatliche Kontrolle oft ungenügend, da Finanzbehörden und Ermittler häufig nicht über die nötigen Ressourcen oder das technische Know-how verfügen, um Betrug in diesem Ausmaß systematisch zu bekämpfen.
Darüber hinaus zeigen die bisherigen Ermittlungen, dass auch die Hersteller von Spielautomaten nicht immer ausreichend strenge Sicherheitsvorgaben einhalten. Dies ermöglicht es, dass die Maschinen entweder direkt von den Betreibern oder in Zusammenarbeit mit externen Technikern so modifiziert werden, dass bestimmte Umsätze nicht korrekt erfasst und gemeldet werden.
Auch die unzureichende Vernetzung zwischen den Behörden und den Betreibern trägt dazu bei, dass Manipulationen in vielen Fällen nicht rechtzeitig erkannt werden. Besonders in kleineren Spielhallen und in weniger stark regulierten Gebieten scheinen diese Betrugsmaschen nach wie vor weit verbreitet zu sein.
Hinzu kommt, dass die finanziellen Anreize für die Täter immens sind. Mit vergleichsweise geringem Aufwand lassen sich über Jahre hinweg hohe Summen am Staat vorbeischleusen. Die verhältnismäßig niedrige Entdeckungswahrscheinlichkeit und die langen Zeiträume, in denen die Betrugsmaschen unentdeckt bleiben, verschärfen das Problem zusätzlich.
Solange diese strukturellen Schwächen bestehen, wird es für Spielhallenbetreiber und ihre Komplizen weiterhin attraktiv bleiben, Gewinne zu verschleiern und damit massive Steuerhinterziehungen zu begehen.
Fazit
Der Prozess in Bochum wird möglicherweise neue Details über die Strukturen des Betrugs im Glücksspielbereich ans Licht bringen. Doch unabhängig vom Ausgang des Verfahrens bleibt die Frage, wie solche Manipulationen über Jahre hinweg unentdeckt bleiben konnten und ob die bestehenden Regelungen und Kontrollmechanismen ausreichen, um ähnliche Fälle in Zukunft zu verhindern. Der Fall zeigt, dass es für Betrüger auch heute noch möglich ist, durch gezielte technische Eingriffe den Staat um Millionen zu bringen – mit nur wenigen Klicks.