Das lukrative Geschäft mit illegalen Sportwetten

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Geschrieben von:

Marius

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Illegale Sportwetten sind in Deutschland ein millionenschweres Geschäft, das trotz gesetzlicher Regelungen in vielen Bereichen floriert.

Obwohl der Glücksspielstaatsvertrag die Wetten auf Amateur- und Jugendsport verbietet, bieten ausländische Wettanbieter immer wieder solche Wetten an. Was ursprünglich auf Fußball in den unteren Ligen beschränkt war, hat sich mittlerweile auf zahlreiche andere Sportarten wie Volleyball und Basketball ausgeweitet.

In diesen Sportarten haben sogenannte Datenscouts eine zentrale Rolle übernommen: Sie mischen sich unter die Zuschauer, um Live-Daten zu sammeln und an ihre Auftraggeber weiterzugeben.

Der illegale Einsatz von Datenscouts: Ein wachsendes Phänomen

Datenscouts agieren diskret und unerkannt in den Zuschauerrängen, erfassen Spielstände, Tore und Punkte in Echtzeit und übermitteln diese Informationen an Buchmacher, die damit illegale Wetten ermöglichen.

Obwohl die rechtliche Lage in Deutschland klar ist – Wetten auf den Amateur- und Jugendsport sind verboten –, gelingt es den ausländischen Anbietern, diese Vorschriften zu umgehen. Der jüngste Vorfall im Basketball verdeutlicht, wie tief dieses Problem mittlerweile im deutschen Amateursport verwurzelt ist.

Der Fall im Basketball: Illegaler Datenscout im BMW Park München

Am 13. Oktober 2024 schlich sich ein Datenscout in den BMW Park in München ein, um bei der Partie des FC Bayern II gegen den BBC Coburg in der ProB (3. Liga) illegal Wetten zu ermöglichen.

Laut dem Glücksspielstaatsvertrag sind in Deutschland lediglich Wetten auf die Easycredit BBL (1. Liga), den Pokal sowie die ProA (2. Liga) gestattet. Die ProB, als dritthöchste Liga, fällt somit nicht unter die zulässigen Wettmärkte. Trotzdem wurde diese Partie von einem ausländischen Anbieter für Live-Wetten verwendet.

Der illegale Scout wurde jedoch nach einem Hinweis enttarnt und gemäß dem Hausrecht aus der Halle verwiesen. Dies zeigt, dass Vereine und Veranstaltungsorte zunehmend aufmerksamer gegenüber dieser Problematik werden und handeln, wenn sie über solche Aktivitäten informiert werden.

Der Vorfall in Hamburg: Ein Datenscout entkommt unentdeckt

Ein ähnlicher Fall ereignete sich nur wenige Wochen zuvor am 22. September 2024 in der Steinberghalle in Wedel, nördlich von Hamburg. Der SC Rist Wedel, Heimatverein des deutschen Basketball-Weltmeisters Justus Hollatz, trat in der ProB-Nordstaffel gegen die Berlin Braves an.

Auch hier wurde im Internet eine Live-Wette angeboten – ohne dass der Verein davon Kenntnis hatte. Die Marketingverantwortliche des Vereins, Britta Wien-Hansen, erklärte, dass der Verein den Vorfall nicht bemerkt habe. „Hätten wir es gewusst, hätten wir den Datenscout sofort aus der Halle verwiesen“, sagte sie.

Die Herausforderungen für Vereine und Verbände

Die beiden Fälle verdeutlichen, wie schwer es für Vereine ist, illegale Aktivitäten im Zusammenhang mit Sportwetten zu erkennen und zu verhindern. Besonders kleinere Vereine und Mannschaften aus den unteren Ligen stehen vor der Herausforderung, ihre Spiele zu überwachen und Datenscouts zu identifizieren, die oft unauffällig und gezielt agieren.

Vereine wie der SC Rist Wedel haben weder die personellen noch die finanziellen Ressourcen, um eine ständige Überwachung sicherzustellen. Viele dieser Scouts arbeiten professionell und sind darauf geschult, nicht entdeckt zu werden. Für viele Vereine stellt es daher eine zusätzliche Belastung dar, neben dem Spielbetrieb auch die Kontrolle über Zuschauer und mögliche illegale Aktivitäten sicherzustellen.

Die rechtlichen Hintergründe: Der Glücksspielstaatsvertrag und seine Grenzen

Der Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland regelt seit 2021 die rechtlichen Rahmenbedingungen für Sportwetten, Online-Glücksspiel und weitere Glücksspielangebote. Wetten auf Amateur- und Jugendsport sind grundsätzlich verboten, um Manipulationen und negative Einflüsse auf den Sport zu verhindern.

Allerdings beschränkt sich die Regulierung hauptsächlich auf inländische Anbieter. Ausländische Wettanbieter, die keine deutsche Lizenz besitzen, unterliegen nicht denselben strengen Vorschriften und können so auch in den unteren Ligen Wetten anbieten.

Für viele dieser Anbieter sind die Gewinne aus den illegalen Wetten beträchtlich. Der Amateur- und Jugendsport wird als weniger riskant angesehen, da die Spiele weniger im Fokus der breiten Öffentlichkeit stehen und Manipulationen schwieriger zu entdecken sind. Dadurch geraten nicht nur die Sportler, sondern auch die Integrität der betroffenen Ligen und Sportarten in Gefahr.

Was können Vereine und Verbände tun?

Um sich vor illegalen Aktivitäten zu schützen, müssen Vereine, Veranstaltungsorte und Verbände verstärkt zusammenarbeiten und wachsam bleiben. Einige Maßnahmen, die ergriffen werden können, umfassen:

  • Sensibilisierung der Vereine: Es ist wichtig, dass Vereine darüber informiert werden, wie illegale Datenscouts agieren und welche Maßnahmen sie ergreifen können, um sie zu erkennen.
  • Zusammenarbeit mit Behörden: Vereine sollten eng mit den zuständigen Aufsichtsbehörden und der Polizei zusammenarbeiten, um Verdachtsfälle schnell zu melden und rechtliche Schritte einzuleiten.
  • Strenge Zutrittskontrollen: Um Datenscouts das Eindringen in die Sportstätten zu erschweren, können strengere Einlasskontrollen eingeführt werden, bei denen verdächtige Personen gezielt überprüft werden.
  • Überwachung der Wettmärkte: Vereine sollten regelmäßig überwachen, ob illegale Wetten auf ihre Spiele angeboten werden. Hier könnten externe Dienstleister beauftragt werden, den internationalen Wettmarkt zu scannen.

Fazit: Das Problem der illegalen Sportwetten erfordert entschlossenes Handeln

Illegale Sportwetten stellen eine erhebliche Bedrohung für den deutschen Amateursport dar. Trotz klarer gesetzlicher Regelungen gelingt es ausländischen Wettanbietern immer wieder, Wetten auf nicht zugelassene Ligen anzubieten. Datenscouts spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie vor Ort Live-Daten sammeln und an ihre Auftraggeber weitergeben.

Vereine und Verbände müssen verstärkt wachsam sein und präventive Maßnahmen ergreifen, um illegale Aktivitäten zu erkennen und zu verhindern. Dies erfordert nicht nur mehr Bewusstsein, sondern auch eine engere Zusammenarbeit zwischen Sportverbänden, der Politik und den Aufsichtsbehörden, um den Schutz des Sports langfristig sicherzustellen.

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